Echanges - Romy Schmidhaeusler 3

Die Gelegenheit, sich neu zu erfinden

Bei den internationalen Beziehungen waren die Auswirkungen der Corona-Krise stärker zu spüren als bei allen anderen Aufträgen der HEdS-FR. Abgesagte Projekte, Enttäuschung, Unsicherheit: Das Coronavirus hat das Bestreben der Hochschule nach Offenheit und Studierendenmobilität im Jahr 2020 fast vollständig zunichtegemacht. Romy Schmidhaeusler, Verantwortliche Internationale Beziehungen (Foto), schaut auf dieses ungewöhnliche Jahr zurück.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf die Mobilität der OUT-Studierenden der HEdS-FR?

Alle Projekte im Ausland wurden abgesagt. Insgesamt 27 Projekte im Rahmen der Praxisausbildungsperioden konnten nicht stattfinden. Auch sechs Vorhaben für ein Auslandssemester in Kanada entfielen. Es war das erste Mal, dass sich so viele Studierende für ein Auslandssemester interessierten. Entsprechend gross war die Enttäuschung. Trotz der aktuellen Unsicherheit haben bereits 26 Studentinnen und Studenten ein Projekt für 2021 eingereicht.

Und auf die Mobilität der IN-Studierenden?

Am 17. Februar begann eine Studentin aus Kanada ein Semester an der HEdS-FR. Die Studentin der Université Québec in Trois-Rivières – einer neuen Partnerin unserer Hochschule – musste nach einem Monat wieder nach Kanada zurückkehren, weil ihr Land entsprechende Massnahmen beschlossen hatte. Die Module schloss sie wie die anderen Studierenden im Fernmodus ab, aber ihre praktische Ausbildung konnte sie leider nicht absolvieren. Weiter absolvierte eine Studentin der Fachhochschule Campus Wien vom 14. September bis zum 20. Dezember einen Praktikumsaufenthalt im Rahmen des Swiss-European Mobility Programme (SEMP). Dieser verlieft gut, auch wenn die Organisation aufgrund der gesundheitlichen Lage sehr kompliziert war. Insgesamt sind für das akademische Jahr 2020–2021 nur sehr wenige Anfragen von unseren Partnern eingegangen. Die Austausche haben drastisch abgenommen.

Wie haben Sie sich an diese Situation angepasst?

Das war nicht einfach. Die Studierenden führten die erforderlichen Schritte bis zum letzten Moment weiter. Sie glaubten daran, dass es klappt. Unsere Aufgabe war es, sie zu begleiten und dabei zugleich realistisch und positiv zu bleiben. Schliesslich zwang die weltweite Gesundheitslage die HES-SO, die gesamte Mobilität einzustellen. Mit der damit einhergehenden Enttäuschung mussten wir fertig werden.

Konnten in diesen unsicheren Zeiten gewisse Kooperationen verstärkt werden?

Die Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen der HES-SO für die internationalen Beziehungen wurde verstärkt. Wir haben uns vermehrt über unsere Praktiken ausgetauscht, z. B. in Bezug auf die Planung der kommenden Semester. Diesen verstärkten Austausch wollen wir auch in Zukunft beibehalten. Was die HEdS-FR betrifft, so hatten wir Dan Lecocq, Oberassistent an der Haute école libre de Bruxelles, virtuell zu Gast. Im Rahmen des CAS HES-SO in Psychogeriatrie stellte er im Dezember per Videokonferenz sein Modell der humanistischen Partnerschaft im Gesundheitswesen vor.

Wie stellt sich die HEdS-FR angesichts dieser neuen Ausgangslage die Zukunft ihrer internationalen Beziehungen vor?

Die Corona-Krise bietet uns eine gute Gelegenheit, die internationalen Beziehungen neu zu gestalten. In Zukunft müssen wir die Organisation der Projekte kreativer, flexibler und offener angehen. Wir müssen lernen, mit der bestehenden Unsicherheit umzugehen. Wir haben auch gelernt, dass internationale Beziehungen nicht nur eine Reise vor Ort umfassen. Vieles kann schon aus der Ferne gemacht werden. Dieses Jahr haben wir die Zusammenarbeit mit unseren bestehenden und zukünftigen Partnern immer wieder neu überdacht und werden dies auch in den kommenden Jahren weiterhin tun.

Sind Austausche auf nationaler Ebene denkbar?

Ja, wir sind entschlossen, Austausche mit Hochschulen in der Schweiz durchzuführen. Dabei steht vor allem die Deutschschweiz mit ihren Angeboten an zweisprachigen Austauschen im Zentrum. Mit diesem Schritt würden wir hier und anderswo zusätzliche Türen zur Interkulturalität öffnen.